Kann man Hühner zähmen? Gerade Familien mit Kindern fragen mich das regelmäßig. Und die Antwort ist: Ja. Du kannst Hühner zähmen, manche werden wirklich sehr zutraulich. Es kommt dabei jedoch auf den Charakter deiner Tiere und ihr Lebensumfeld an. Hier liest du meine besten Tipps, um deine Hühner zu zähmen und mit ihnen zu interagieren.
Inhaltsverzeichnis
Zahme Hühnerrasse wählen
Je nach Rasse ist es leichter oder schwieriger, deine Hühner zu zähmen. Daher solltest du von Anfang an eine eher zahme Hühnerrasse wählen. Zu den besonders leicht zu zähmenden Hühnerrassen zählen beispielsweise die Wyandotten / Zwergwyandotten, Seidenhühner, Sussex, Plymouth Rock und Orpington.
Rassen, die schnell auffliegen, eignen sich nicht, wenn du dir eine enge Beziehung zu deinen Tieren wünschst. Zu den eher scheuen Rassen zählen zum Beispiel Lakenfelder oder Leghorn.
Gleichzeitig ist eine stressfreie Haltung ein Schlüssel für zahme Hühner. Haben sie Stress, ist es schwierig bis unmöglich, deine Hühner zu zähmen. Deshalb gilt:
Halte nicht zu viele Hühner auf einmal
Achte unbedingt darauf, nicht zu viele Tiere auf engem Raum zu halten. Das bedeutet Stress für die ganze Gruppe. Und gestresste Hühner sind weniger neugierig und nicht offen für freundliche Interaktionen.
Achte auf einen guten Schutz vor Raubtieren
Holt ein Räuber eines deiner Tiere, ist der Rest deiner Hühnerschar sehr aufgeregt. Sie werden schreckhaft und vorsichtig. So ist ein Zähmen beinahe unmöglich.
Sorge deshalb vor Einzug deiner Hühner dafür, dass der Stall und der Auslauf sicher sind. Wie das geht, liest du in verschiedenen Blogartikeln von mir oder in meinem Buch.
Starte möglichst früh damit, deine Hühner zu zähmen
Je jünger deine Tiere sind, desto leichter werden sie handzahm. Beginne deshalb direkt, wenn sie als Küken oder Junghühner bei dir einziehen. Ideal ist reichlich Zeit einzuplanen, wenn du deine Hühner neu bekommst. So kannst du 3–4-mal am Tag kurz bei ihnen vorbeischauen. Etwa 5 Minuten Interaktion reichen anfangs, damit du sie nicht überforderst oder stresst!
Und besonders wichtig: Erzwinge nichts!
In der Geduld und Ruhe liegt das Vertrauen 😉
Wie geht es nun, das Hühner-Zähmen? Es ist eine Mischung aus dem Schaffen einer passenden Umgebung und gezielter Interaktion. Schauen wir also auf die verschiedenen Punkte, die wichtig sind.
1. Lerne deine Hühner zu unterscheiden
Gib ihnen gerne Rufnamen, wenn du willst. So kannst du deine Tiere später gezielt zu dir rufen. Denn: Hühner lernen tatsächlich ihre Namen und reagieren darauf.
Es sind recht clevere Tiere. Hühner können sogar lernen, wie die anderen in der Schar heißen. Interagiere täglich mit ihnen und du wirst viel Freude mit ihnen haben.
Ein weiterer Vorteil ist, dass du deine Hühner kennenlernst.
Jedes hat seine eigene Persönlichkeit. Das hilft dir auch beim Zähmen. Denn so kannst du auf jedes deiner Hühner individuell eingehen.
Manche werden lieber gerufen und kommen auf dich zu, andere kannst du einfach besuchen und anfassen. Die eher schüchternen freuen sich über eine Begrüßung mit einem Snack. Die Neugierigen sitzen dir fast auf dem Schoß, bevor du überhaupt rufst.
Mein Tipp also:
Nimm dir jeden Tag einige Minuten Zeit, in denen du deine Hühnerschar gemütlich beobachtest. Vielleicht mit deinem Morgenkaffee oder Tee. So lernst du deine Tiere schnell und gut kennen.
Auch aus meiner Sicht als Tierärztin ist das sehr wichtig. Denn so erkennst du auch schnell Verhaltensänderungen oder Verletzungen und kannst zügig reagieren!
2. Mach dich bemerkbar, wenn du dich näherst
Rede auch mal mit deinen Hühnern. Das bietet direkt mehrere Vorteile.
Deine Hühner lernen deine Stimme kennen.
Ruhiges Sprechen beruhigt deine Hühner.
Sie erschrecken sich nicht, wenn du dich näherst.
Wenn du beispielsweise deinen Hühnern immer „Bescheid sagst“ oder sie mit “kommt her” rufst, bevor du dich näherst, und dann auch noch einen Snack bereithältst, werden sie sich in kürzester Zeit merken, dass du keine Gefahr bist und freudig angelaufen kommen.
3. Sei ein verlässlicher Besucher für deine Hühner
Agiere stets ruhig und vorhersehbar. Gehe immer ruhig auf deine Hühner zu und sprich sie an.
Je weniger du sie erschreckst, desto schneller werden deine Tiere zahm.
Gerade erwachsene Hühner kannst du meist schnell überzeugen, wenn du Futter vor dich auf den Boden streust, während du auf sie zugehst.
Sprich dabei ruhig mit ihnen und etabliere einen Lockruf. Sie werden schnell erkennen, dass du ihnen tolle Sachen bringst und keine Bedrohung bist.
Jage deine Hühner nie
Dafür ist allerdings eines immens wichtig: Hühner fürchten sich naturgemäß vor Raubwild. Daher sollte klar sein, dass du deine Tiere nie jagen solltest! Sie bekommen sonst Angst vor dir, weil du dich in ihren Augen wie ein Jäger verhältst und damit Gefahr bedeutest.
Wenn du deine Hühner also beispielsweise in einen anderen abgesteckten Auslauf dirigieren möchtest, dann achte unbedingt darauf.
Warum schreibe ich nicht treiben, sondern dirigieren? Weil genau dies der Punkt ist. Hühner nehmen kleinste Bewegungen wahr, weshalb du nicht wild mit den Armen wedeln oder auf sie zu laufen musst. Es reicht, mit dem Finger in die gewünschte Richtung zu wackeln!
Tipp
Hast du Kinder oder einen Hund, solltest du das unbedingt beachten. Sei hier sehr aufmerksam, damit sie deine Hühner niemals jagen.
4. Interagiere möglichst viel mit deiner Hühnerschar
Neben dem Beobachten solltest du viel mit deinen Hühnern interagieren. Das wird schnell zur Gewohnheit und gibt Vertrauen. Ideal sind dazu tägliche Routinen, denn die bedeuten Sicherheit.
Den Morgenkaffee schlug ich bereits vor. Auch tägliches Ansprechen und kurzes Hochheben schafft Routine und Vertrauen. Am Ende kann es dir sogar passieren, dass du das ein oder andere Huhn auf dem Schoß sitzen hast.
5. Liebe geht durch den Magen – auch beim Hühner zähmen
Biete deinen Hühnern Leckereien wie Hermetia-Larven oder Obst aus der Hand an. Die meisten sind für einen Snack immer zu haben und die Neugier siegt.
Zeigen sich deine Hühner anfangs sehr skeptisch, streue die Leckereien erst nah bei dir auf den Boden. Den Abstand zu dir kannst du nach und nach verringern, bis du sie aus der Hand anbietest.
Versuche nicht direkt, deine Hühner anzufassen! Rede ruhig mit ihnen, nenne wiederholt den Namen des Huhns, welches du fütterst. Warte, bis sie keine Scheu mehr zeigen.
So sollten sie bald neugierig auf dich zukommen, wenn du sie rufst.
6. Hochheben und Halten üben
Ich finde es wichtig, dass Hühner sich ohne Stress hochheben lassen. Sollten sie einmal untersucht oder behandelt werden müssen, ist das eine riesige Erleichterung – für euch beide.
Übe deshalb möglichst oft, damit es zur Routine wird.
Beginne mit dem Üben allerdings erst, wenn deine Hühner dir vertrauen! Je handzahmer das Huhn ist, umso leichter kannst du es hochheben.
Achtung
Sprich dein Huhn vorher unbedingt an. So lernt es schnell und erschreckt sich nicht.
Du fasst mit einer Hand unter den Bauch deines Huhns. Es sollte mit Bauch und Brust auf deiner Hand aufliegen. Der Zeigefinger liegt zwischen den Beinen, damit du diese mit Daumen und Mittelfinger festhalten kannst.
Da Hühner einen natürlichen Hockinstinkt haben, fühlen sie sich sicherer, wenn sie quasi auf deiner Hand sitzen.
Die zweite Hand legst du von oben sanft auf die Flügel, damit es nicht mit den Flügeln schlagen kann.
Für den Anfang reicht es, das Ganze noch ohne Hochheben zu üben.
Nach und nach kannst du das Huhn kurz und schließlich zunehmend länger hochheben.
Dabei hältst du dein Huhn nah an deinem Körper.
Tipp
Hast du Hühner dabei, die so zahm sind, dass sie gerne gestreichelt werden möchten?
Das erkennst du bei manchen daran, dass sie zu dir kommen und sich vor dich hocken. Sie wollen hochgenommen werden. Interessant, oder?
Erwachsene Hühner zähmen braucht mehr Geduld – erzwinge nichts!
Beginnst du erwachsene Hühner zu zähmen, die bisher wenig engen Kontakt zu Menschen hatten, brauchst du meist mehr Geduld.
Aber ich mache dir Mut. Auch sie können einen stressfreien Umgang lernen und sogar noch richtig Spaß daran finden.
Wichtig ist in diesem Fall: Übe jeden Schritt wirklich lange genug, bis deine Hühner absolut vertrauensvoll sind. Gerade das Hochheben dauert meist länger zu lernen als bei den Junghühnern.
Hebe sie anfangs nur kurz an und setze sie dann gleich wieder ab, falls sie sich zu sehr wehren. Rede ruhig mit ihnen und setze keinen Zwang ein. Das verspielt Vertrauen schnell wieder.
Wo mögen Hühner es, gestreichelt zu werden?
Die meisten werden sehr gerne an Kopf und Hals gestreichelt.
Während der Mauser solltest du das allerdings vermeiden, den dann sind aufgrund der vermehrten Durchblutung der Federkiele und wegen des Federwachstum Berührungen eher unangenehm für sie.
Am Hals mögen die meisten Hühner auch gerne sanft gestreichelt werden. Das ist gleichzeitig super, um zu kontrollieren, wie voll der Kropf ist. Auch das Brustbein fühlst du so und kannst den Ernährungszustand feststellen.
Wie lange dauert es, bis Hühner zahm werden?
Das hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen hängt es vom jeweiligen Huhn ab: Manche werden schnell sehr zahm, andere brauchen eine Weile, um Vertrauen zu fassen. Und wieder andere werden vielleicht nie ganz handzahm.
Zum anderen liegt es an dir. Wie viel Zeit kannst du aufwenden? Wie viel Geduld hast du und hast du eine ruhige Umgebung für deine Tiere geschaffen?
Mein Fazit zum Hühner zähmen
Hühnerhaltung macht so viel mehr Spaß, wenn deine Tiere gerne mit dir zusammen sind und du mit ihnen interagieren kannst. Deshalb lohnt sich die Zeit und Geduld, deine Hühner zu zähmen.
Gleichzeitig ist ein stressfreies Hochheben wichtig für das Erkennen und Behandeln von Krankheiten. Deshalb empfehle ich dir unbedingt, deine Hühner handzahm zu bekommen.
Meine Tipps sollen dir eine Unterstützung sein. Aber ganz wichtig: Vergiss auf keinen Fall den Spaß dabei 😉
Mein Tipp zum Schluss:
Wenn du Lust hast, lies für mehr Hühnerwissen gerne in mein oben bereits erwähntes Buch rein 😊
Darin findest du eine Menge Infos und Tipps für die Hühnerhaltung.
Es geht unter anderem um:
Die Auswahl der passenden Rasse
Gestaltung von Gehege, Auslauf und Voliere
Fütterung
Pflege
Gesundheitsvorsorge & Gesundheitscheck
Umgang mit Eiern
Tolle DIY Tipps von mir und noch einiges mehr ...
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